Systemkontext

von Viktoria Redl

Systemkontext – Systeme können nicht isoliert betrachtet werden

Der Systemkontext beschreibt die Interaktion eines Systems mit seiner Umgebung. Wer das System nutzt und welche weitere Systeme mit dem zu betrachtenden System interagieren, werden mit dem Systemkontext dargestellt. Dahinter verbergen sich wichtige Aspekte, welche bei der Entwicklung sowie Weiterentwicklung eines Systems beachtet werden müssen.

 

Systeme mit Grenzen und Beziehungen

Jedes System steht für sich als sinnvolles Ganzes und grenzt sich gegenüber der Umwelt ab.  Hierbei kann es sich um Subsysteme wie auch Supersysteme handeln. Alle Elemente innerhalb der Systemgrenze gehören zum System. Andere Systeme können jedoch mit diesem oder einzelnen Elementen davon, in Beziehung stehen und werden als Umsysteme (oder auch peripheral Software/Systeme) bezeichnet. Diese gehören zum Systemkontext. Die Summe aller Umsysteme bildet die Systemumwelt. Umsysteme können Organisationsintern sein aber auch externe Systeme betreffen. Beziehungen, welche über die Systemgrenze verlaufen, werden als Schnittstelle bezeichnet.

System mit Beziehungen zu den Umsystemen mittels Schnittstellen (H. Tremp, 2021)

 

Systemkontext und Systemgrenze bestimmen

Für die Entwicklung eines Systems ist es daher relevant, den Teil der Umgebung des Systems zu identifizieren, von welchem die Anforderungen an das System abhängen. Der für das System relevante Teil der Umgebung ist der Systemkontext. Dies können Geschäftsprozesse, andere Systeme, Ereignisse, Dokumente und User sein. Der Systemkontext ist auch für die laufenden Änderungen und Weiterentwicklungen wesentlich.

Das System selbst wird über die Systemgrenze von seinem Kontext, also seiner Umgebung, separiert.

Die Kontextgrenze separiert den relevanten Teil der Umgebung vom irrelevanten Teil und ist immer außerhalb der Systemgrenze. Die irrelevante Umgebung bezieht sich auf Aspekte, welche für das zu entwickelnde bzw. weiterzuentwickelnde System nicht relevant sind. Unterschiedliche Aspekte können somit dem System oder dessen Kontext zugeordnet werden. Aspekte, welche dem System zugeordnet sind, können verändert und weiterentwickelt werden. Aspekte, welche dem Kontext zugeordnet sind, können nicht verändert werden.

Mit Definition der Systemgrenze entscheidet sich der Zweck des Systems – welche Leistungen bringt das System für seine Umwelt und wie wird es von außen genutzt.

 

Soziotechnische und sozioinformatische Systeme

Des Weiteren ist es bedeutsam, sich bewusst zu machen, dass es nicht nur um das System selbst geht. Wie bereits erwähnt, wird das System möglicherweise von Personen genutzt und unterstützt sämtliche Prozesse in einem Unternehmen. Dieses Konstrukt bezeichnet man als soziotechnische und sozioinformatische Systeme.

Soziotechnische Systeme bestehen aus einem sozialen und einem technischen System. Das soziale System wird soziotechnisch, sobald es zur Unterstützung der Kommunikationsprozesse eine Beziehung zu zumindest einem technischen System eingeht. Die beiden Systeme können sich wechselseitig prägen und sich gegenseitig beeinflussen. Sozioinformatische Systeme werden als eine Teilmenge der soziotechnischen Systeme betrachtet, bei denen der zentrale Technikteil ein Hard- und/oder Softwaresystem ist oder ein solches enthält.

 

Anforderungen, Systementscheidung, Weiterentwicklung

All die oben genannten Aspekte tragen dazu bei, das System und dessen Umwelt besser zu verstehen. Das unterstützt die Identifikation und Formulierung von Anforderungen zur Entwicklung sowie Weiterentwicklung eines Systems.

Systeme können daher erst erfolgreich eingesetzt werden, wenn diese sinnvoll in einem organisatorischen Zusammenhang eingebettet werden.

 

 

Quellen:

Winteroll, M. (2021): Requirements Engineering für Dummies. Wiley-VHC GmbH. Weinheim

Tremp, H. (2021): Lehrbuch Requirements Engineering: Agiler und klassischer Werkzeugbaukasten zur Planung, Ermittlung, Analyse, Modellierung, Dokumentation und Qualitätssicherung von Anforderungen. BoD. Norderstedt

Pohl, K., Rupp, C. (2021): Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach IREB-Standard zum Certified Professional für Requirements Engineering Foundation Level. 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dpunkt Verlag. Heidelberg

Ebert, C. (2019): Systematisches Requirements Engineering: Anforderungen ermitteln, dokumentieren, analysieren und verwalten. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dpunkt Verlag. Heidelberg

Zweig, K. et al. (2021): Sozioinformatik: Ein neuer Blick auf Informatik und Gesellschaft. Hanser. München

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