Technologische Zukunft der Pflege

von Viktoria Redl

Technologische Zukunft in der Pflege

Das Zentrum für Qualität und Pflege (ZQP) verfasste 2019 einen Report zum Thema „Pflege und digitale Technik”. Dieser soll einen Überblick zum Entwicklungsstand digitaler Technologien im Pflegebereich und einen Einblick in die Sichtweisen und Erwartungshaltungen relevanter AkteurInnen bieten. In diesem Artikel fassen wir das Thema: „Pflege 2050 – Wie die technologische Zukunft der Pflege aussehen könnte“ zusammen.

 

Ausgangslage

Angesichts des demografischen Wandels ist die Sicherstellung der Pflege eine große Herausforderung. Die Menschen werden immer älter. Dadurch steigt die Anzahl an pflegebedürftigen Menschen und somit auch der Bedarf an Pflegefachkräften.

Jedoch ist der Fachkräftemangel bereits Realität. Hinzu kommt, dass Pflegekräfte unter hohen psychischen und physischen Belastungen leiden. Durch das aktuelle negativ behaftete Berufsbild entstehen Probleme bei der Rekrutierung. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass 2050 über 450.000 Pflegefachkräfte fehlen werden. Automatisierungs- und Digitalisierungspotenziale sollten demnach effizient und effektiv genutzt und weiterentwickelt werden.

 

Forschungsstand

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Technologien zur Entlastung Pflegender und Unterstützung Pflegebedürftiger entwickelt und erforscht. Die Palette reicht von einfachen Hilfsmitteln bis zu komplexer Robotik. Dennoch sind bisher kaum technologische Lösungen in der Praxis angekommen. Unausgereifte und unzuverlässige Systeme werden oft als Grund angegeben und führen zu Frustration und allgemeiner Ablehnung. Angesichts verbesserter Roboter- und Sensortechnologien verbergen sich Potentiale, welche auch in der Pflegebranche genutzt werden können.

Dabei entstehen aber auch viele Fragen. Wo sind ethische Grenzen eines Technikeinsatzes? Wie werden diese Lösungen finanziert? Vor welchen Kompetenzanforderungen stehen Pflegepersonen? Verändert sich dadurch das Berufsbild der Pflege?

Die AutorInnen sehen den Einsatz von Technik bei einfachen und körperlich belastenden Arbeiten als hilfreich, wenn dadurch auch mehr Freiraum für die menschliche Zuwendung geschaffen werden kann.

 

Nutzungsszenarien 2050

Diese Szenarien zeigen welche Möglichkeiten bereits heute in Forschungsprojekten unter Beweis gestellt werden. Wenn die technologischen Fortschritte, wie abgesehen, Einzug halten, könnte die Pflege im Jahr 2050 wie folgt unterstützt werden:

Ambulanter Bereich:

Ein älteres und multimorbides Ehepaar möchte so lang wie möglich im eigenen zu Hause bleiben. Die gegenseitige Unterstützung fällt immer schwerer. Ein motorisiertes Bett mit einem künstlichen Arm und ein motorisierter, intelligenter Rollstuhl sollen hier unterstützen.

Ein selbstständiger Positionswechsel wie ein automatisiertes Umlagern wäre mit dem Bett möglich. Ist die automatische Lagerung nicht gewünscht, kann diese deaktiviert werden. Das Bett detektiert potenzielle Druckstellen, informiert den Angehörigen und schlägt einen Lagerungswechsel vor. Der gewünschte Lagerungswechsel kann am Touchscreen des Bettes als Aktivität angewählt werden. Am Monitor wird der Angehörige zum Lagerungswechsel angeleitet. Wenn physische Kraft fehlt, kann der motorisierte Arm zur Unterstützung herangezogen werden. Auch das Zusammenspiel zwischen Bett und motorisierten Rollstuhl unterstützt das Ehepaar beim Transfer.

Intensivpflege:

Auf der Intensivstation erfolgt die Überwachung der Atmung und des Herzschlags per Radarsystem über dem Bett. Weitere Vitalparameter werden durch an der Decke hängende Kameras erfasst. Dieses Monitoringsystem ist mit der digitalen Krankenakte verknüpft und erfasst auch alle pflegerischen Tätigkeiten, welche an den einzelnen PatientInnen durchgeführt werden. Diese Tätigkeiten und Verabreichung sämtlicher Medikation werden automatisch dokumentiert.

Werden vom System Abweichungen der Normalwerte erkannt, so wird das Betreuungsteam über eine intelligente Brille alarmiert. Diese blendet die Alarmmeldung und dazugehörige Informationen automatisch ein. Im Besten Fall einer Pflegeperson, welche sich am Nähesten des Betroffenen befindet.

Auch auf der Intensivstation gibt es intelligente Betten mit motorisierten Armen, welche Hilfestellung im Bedarfsfall geben können. Eine spezielle Pflegekraft trägt ein Exoskelett, um Transfertätigkeiten bei schweren PatientInnen durchführen zu können.

Pflegebildung:

Pflegekräfte müssen mittels regelmäßigen Schulungen in die hoch entwickelten Technologien eingearbeitet werden. Durch die Entlastung der Pflegekräfte haben diese mehr Zeit für die Beziehungsarbeit und können mehr auf die Bedürfnisse der PatientInnen eingehen. Auch die Beratungsgespräche erweitern sich auf die technischen Themen.

Bereits in der Ausbildung müssen angehende Pflegefachkräfte mit diesen Technologien und Arbeitstechniken in Kontakt kommen. Hierzu können Virtual-Reality (VR) eingesetzt werden. So können Auszubildende den Umgang mit diesen Systemen kennenlernen sowie Funktionsweisen und Abläufe üben. Verschiedene Szenarien können mit virtueller Realität dargestellt werden. Eine Augmented-Reality (AR) Anwendung unterstützt den Übergang von virtuellen Trainingsumgebungen zu realen Umgebungen. So werden beispielsweise Hinweise und Einstellungsempfehlungen über die AR-Brille eingeblendet, welche direkt am Bett vorgenommen werden.

 

Quelle:

ZQP Report: Pflege und digitale Technik

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