Gesundheitsstudie 2021

von Viktoria Redl

Gesundheitsstudie 2021 „der Patient im Mittelpunkt“

Mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden in Österreich für den Gesundheitsbereich ausgegeben. Im internationalen Vergleich steht jedoch dem hohen Mitteleinsatz ein eher überschaubarer Outcome gegenüber. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung erhöht sich der Druck auf den Gesundheitssektor, zudem besteht im System ein zu geringer Digitalisierungsgrad. Die Studie zeigt, dass ein Aufbau einer digitalen Gesundheitsplattform für Österreich als Teil der Lösung forciert werden sollte. Vision oder bald Realität?

 

Das österreichische Gesundheitssystem

Das österreichische Gesundheitswesen hat grundsätzlich einen guten Ruf und die Bevölkerung ist mit der Gesundheitsversorgung zufrieden. Dennoch wird trotz des überdurchschnittlichen Mitteleinsatzes ein überschaubarer Outcome generiert und die Kostendynamik gefährdet das hohe Versorgungsniveau. Durch immer moderner werdenden Therapien, besseren Behandlungsmöglichkeiten, steigenden Anzahl an chronisch Kranken sowie einer steigenden Lebenserwartung nehmen die Gesundheitsausgaben in Österreich laufend zu.

Entwicklung der Gesundheitsausgaben in Österreich, 2010-2019, Quelle: Accenture

 

Es ist zu erwarten, dass sich die Probleme der Finanzierung des Gesundheitssystems zunehmend verschärfen. Das aktuell hohe Versorgungsniveau ist nur zu erhalten, wenn die Ausgaben reduziert und beispielsweise Ineffizienzen bereinigt werden.

Bisher ungenutzte Effizienzpotenziale entstehen durch die hohe Komplexität des österreichischen Gesundheitssektors. Zahlreiche Akteure und Strukturen des Gesundheitswesens bilden ein hochdifferenziertes System.

ausgewählte Akteure des österreichischen Gesundheitssystems im Überblick; Quelle: Accenture

 

Innovationen können dadurch eingedämmt werden und eine bestmögliche PatientInnenversorgung kann nur gewährleistet werden, wenn alle Akteure im regelmäßigen Austausch stehen und sich abstimmen können.

Eine grundlegende Transformation des Gesundheitswesens mithilfe digitaler Technologien könnte die Komplexität reduzieren und die Kommunikation zwischen den Akteuren verbessern. Im Zentrum einer modernen Gesundheitsversorgung sollte ein zentrales System stehen, welche alle Akteure des Gesundheitswesens miteinander vernetzt und die Bedürfnisse der PatientInnen in den Mittelpunkt stellt.

 

Internationaler Vergleich digitaler Gesundheitsangebote

In einer internationalen Studie der Bertelsmann Stiftung wird der Entwicklungsstand virtueller Gesundheitsleistungen in Österreich als durchschnittlich bewertet. Im Digital-Health-Index erhielt Österreich einen Indexwert von 59,8. Der Durchschnitt liegt bei 59,0. Spitzenreiter in Europa sind Estland und Dänemark. Positiv wurden jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die institutionelle Verankerung für E-Health in Österreich hervorgehoben. Der Bereich der Datennutzung wird eher kritisiert, da der Datenaustausch derzeit nur punktuell genutzt wird. Wie beispielsweise zwischen Krankenhaus und Apotheke. Auch im niedergelassenen Bereich gibt es Nachholbedarf.

Digital-Health-Index; Quelle: Accenture

 

Digitale Zukunft des Gesundheitswesens

Vor allem im Gesundheitsbereich ist die Sorge der Bevölkerung um die Sicherheit persönlicher Daten und Missbrauch durch Online-Tools groß. Accenture wollte die Nachfrage der ÖsterreicherInnen nach digitalen Gesundheitsleistungen erheben und führte mit dem Marktforscher Bilendi 2020 und 2021 eine repräsentative Befragung mit über 6.000 TeilnehmerInnen durch.

Das Ergebnis zeigte, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich in bestimmten Bereichen mehr digitale Gesundheitsangebote wünscht. Ebenso wurde erkannt, dass es in der österreichischen Bevölkerung bereits eine hohe Affinität in der Nutzung digitaler Services gibt.

Digitale bzw. virtuelle Gesundheitsleistungen wären bereits technisch möglich, jedoch werden diese von den meisten Gesundheitsdienstleistern nicht angeboten. Dies zeigt sich deutlich bei Terminvereinbarungen, lediglich 4 % erfolgen auf digitalem Weg.

Des Weiteren zeigte sich, dass das Wissen sowie die Informationslage bereits bestehender digitaler Gesundheitsleistungen begrenzt ist. 65 % der Befragten gaben an, dass es keine Apps mit Gesundheitsservices gibt oder nicht über die Verfügbarkeit solcher Angebote wissen.

Dennoch ist die Nachfrage nach bestimmten E-Health-Leistungen, quer durch alle Altersgruppen, vorhanden. Als Vorteil virtueller Arzttermine gaben die Befragten kürzere Wartezeiten und Kostenreduzierung an. Vorbehalte bezüglich Datenschutz ist dennoch ein großes Thema bei den Befragten, welche virtuelle Gesundheitsleistungen eher ablehnen.

Anwendungsbereiche von virtuellen Diensten; Quelle: Accenture

 

Vision: eine Plattform für das neue digitale Gesundheitszeitalter

Eine gemeinsame Gesundheitsplattform kann den Weg für die digitale Transformation des österreichischen Gesundheitswesens ebnen und wäre ein zentraler Baustein eines modernen Versorgungssystems. Diese Plattform würde sämtliche Akteure des Gesundheitswesens miteinander digital vernetzen und mehr Transparenz hinsichtlich der Versorgungsprozesse schaffen. Dies verbessert die Gesundheitsversorgung und erhöht die PatientInnensicherheit. Die Qualität und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems steigert sich dadurch ebenfalls.

Die Vision von Accenture ist, eine Gesundheitsplattform für Österreich zu schaffen, welche auf einen Blick alle Gesundheitsleistungen abrufen lässt. Mit Hilfe des Plattform-Ökosystems können sich die Akteure des Gesundheitswesens digital miteinander und auch mit den PatientInnen vernetzen. Alle Leistungen können auf diesem Wege angeboten werden. Accenture sieht in dieser Plattform auch die Integration der Gesundheitsindustrie wie beispielsweise Fitnessstudios und Ernährungsberatung.

Ökosystem einer Gesundheitsplattform; Quelle: Accenture

Im Vordergrund müssen Wünsche und Bedürfnisse der PatientInnen stehen. Ein One-Stop-Shop soll die Anwendung der Gesundheitsplattform vereinfachen und die Leistungen wie Angebote leicht zugänglich machen. Ein individueller Gesundheitspfad navigiert die PatientInnen durch die Plattform, so erhalten alle NutzerInnen eine optimale Betreuung im Krankheitsfall und eine höhere Lebensqualität durch Prävention.

Eine Gesundheitsplattform aus PatientInnensicht; Quelle: Accenture

 

Aufbau einer Gesundheitsplattform und Handlungsempfehlungen

Doch wie kann das alles umgesetzt werden? Die Details sollten mit viel Aufmerksamkeit und strategischer Weitsicht bedacht werden.

Welche Stakeholder sind in welcher Form in die digitale Plattform einzubinden? Wie kann eine Governance zwischen den PartnerInnen aussehen? Wie sieht ein optimales Betreibermodell aus? Wie gestaltet sich die Finanzierung?

Struktur und Governance beim

Vom österreichischen Gesundheitswesen wird eine höhere Effizienz und Innovationskraft erwartet. Mithilfe einer Gesundheitsplattform können innovative Funktionalitäten umgesetzt werden, welche erhebliche Kostenersparnisse auf das Gesundheitssystem hätten. Zusätzlich bietet es einen Mehrwert für alle Akteure und BürgerInnen. Mit der elektronischen Gesundheitsakte wurden die ersten technischen Voraussetzungen geschaffen. Doch Österreich muss den Spitzenreitern aufschließen und den Weg in ein digitales Gesundheitszeitalter ebnen, in welchem die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen.

 

 

Quelle:

Gesundheitsstudie 2021; accenture

 

 

 

 

 

 

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