Spracherkennung in der Pflege

von Viktoria Redl
Spracherkennung in der Pflege - Viktoria Redl

Spracherkennung für die Pflege?

Sprechen zählt zu den wichtigsten und natürlichsten Kommunikationsformen und ist ein Teil der menschlichen Intelligenz. Eine besondere Form der künstlichen Intelligenz ist die Anwendung einer menschlichen Spracherkennung und Sprachsteuerung.

 

Von Mensch-Mensch zu Mensch-Maschine

Im Groben kann man zwischen Lautsprache und Schriftsprache aber auch Zeichen- sowie Körpersprache unterscheiden. Die Sprache selbst ist ein komplexes System mit syntaktischen Regeln, semantischen Übereinkünften und pragmatischer Umsetzung.

Lautsprache besteht im Grunde aus Tonfolgen. Mit unserem Wissen können diese Tonfolgen kognitiv erfasst und Wörter gebildet werden. Fehlt es an Sprachwissen und -verständnis, entstehen Kommunikationsprobleme.

Abweichungen können aber auch durch Dialekte und Jargons auftreten. Ebenso ist es möglich, dass erst die Tonlage einen Zusammenhang ergeben kann. In der Schriftsprache gibt es Satzzeichen, welche die Aussagekraft eines Satzes bilden. Werden Sprachwissen und Lesefähigkeit kombiniert, ist es möglich den unterschiedlichen Sinngehalt der Wörter zu erfassen und in Lautform wieder zu geben.

Die Spracherkennung in der Mensch-Maschine-Interaktion funktioniert ähnlich. Auch hier erfolgt die Spracherkennung aufgrund eines Signals oder einer Tonfolge. Diese werden maschinell bewertet und Wörter aus einem vorhandenen Lexikonsystem gebildet. Das Ergebnis wird als Text dargestellt oder löst eine Anweisung einer Befehlsinterpretation aus. Das funktioniert nur mit sehr komplexen arithmetischen Berechnungsmodellen im Hintergrund, welche auf Ausschluss-, Bewertungs-, Vorhersage- und Entscheidungsmodelle basieren. Eine ziel- und anlassbezogene kognitive Signalverarbeitung ist viel mehr als eine reine Sprach- und Mustererkennung. Zur Befehlsinterpretation ist der Zusammenhang mit dem Kontext von hoher Bedeutung, da dies eine Sprachsteuerung, Sprachnavigation und Assistenz ermöglicht.

 

Spracherkennung im Bereich der Pflege

Im Pflegebereich ist die Spracherkennung kein neues aber wieder aktuelles Thema. Die Umwandlung von Sprache zu Text hat sich bei ärztlichen und Verwaltungsdokumentationssystemen etabliert, da Sprechen effizienter als Tippen ist.

Ein großer Grund, warum die Spracherkennung bisher in der Pflege keinen großen Einzug fand, ist, dass es in den Systemen an einem guten Textkorpus und Textverständnis der Pflegefachsprache fehlte. Hinzu kamen Bio-soziale Einflussfaktoren, welche bei älteren Sprachmodellen zu schlechten Ergebnissen führten. Ebenso war die technische Infrastruktur in den Einrichtungen nicht immer gegeben, sodass an diese Möglichkeiten gar nicht zu denken war.

Doch mittlerweile gab es Fortschritte – Softwarehersteller von Sprachsystemen und Pflegedokumentationssystemen sowie die IT-Infrastrukturen in den Krankenhäusern haben sich weiterentwickelt.

Hinzu kommt die Tatsache des Personalmangels, Weiterentwicklung der Pflegeprofession und steigenden Dokumentationsaufwänden.

Mit einfachen Tools der Spracherkennung könnte die Pflege in deren täglichen Arbeitsabläufen und Dokumentation des Pflegeprozesses unterstützt werden.

Wahrscheinlich ist die Spracherkennung nicht in allen Bereichen der Pflegedokumentation sinnvoll. Um einen erfolgreichen Einsatz von Spracherkennung zu erzielen, wäre es notwendig im Rahmen des Projektes auch Ziel- und Einsatzszenarien zu erheben. Wichtig ist zu definieren, welche Tätigkeiten künftig mit Spracherkennung dokumentiert werden sollen und wie die Dokumentation zum Ist-Stand erfolgt. So kann das passende Spracherkennungssystem für die jeweilige Einrichtung evaluiert werden.

 

Weiterentwicklung der Pflegedokumentationssysteme

Die Firma Care Solutions GmbH ist stets bemüht am Ball der Zeit zu bleiben. Auch hier wird das Potential der Spracherkennung für den Gesundheitsbereich erkannt.

Mit Nuance konnte ein kompetenter Partner gefunden werden, um verschiedene Anwendungsfälle im Dokumentationssystem bzgl. Spracherkennung abzubilden. So sollen einzelne Dokumentationsvorgänge vereinfacht und der Dokumentationsaufwand für AnwenderInnen reduziert werden.

Die technische Implementierung von Nuance in der Software der Care Solutions ist bereits umgesetzt. Im ersten Schritt werden Use-Cases der MedizinerInnen erhoben. Der Prototyp befindet sich bereits bei einem Kunden in der Testphase, unter anderem auch für die Funktion des “Onlinediktats”. In weiterer Folge sollen auch Anwendungsbereiche in der Pflegedokumentation evaluiert werden.

Wir werden euch über unsere Projektfortschritte am Laufenden halten.

 

Quelle:

  1. Kubek et al. (2020). Digitalisierung in der Pflege. Zur Unterstützung einer besseren Arbeitsorganisation, 2020. Springer Vieweg: Berlin

 

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