semantische Interoperabilität

von Renate Nantschev
Renate Nantschev - Semantische Interoperabitlität

Was ist “semantische Interoperabilität”?

 

Der Terminus semantische Interoperabilität bringt mich immer wieder zum Stolpern und wenn ich es schreibe, ist meist ein Buchstabe verdreht. Lange konnte ich mir darunter auch nur ungefähr etwas vorstellen. Und genau darum geht es bei der semantischen Interoperabilität. Wenn etwas endlich richtig geschrieben ist heißt es noch lange nicht, dass alle das Gleiche darunter verstehen.

 

Ein  Fallbeispiel:

Frau L. wird aus dem Krankenhaus mit einem Arztbrief entlassen und weil sie eigentlich nicht genau weiß, was wirklich die Ursache für ihren Krankenhausaufenthalt war, sucht sie gleich ihren Hausarzt auf. Sehr gewissenhaft liest der Hausarzt den Arztbrief und die verordnete Medikation. Plötzlich kommt er ins Grübeln als er den folgenden Satz liest: „Ein massiv ausgedehnter HWI konnte erfolgreich behandelt werden“. Er liest weiter, redet mit der Patientin über ihren Zustand. Überprüft die Medikation und kann dann ganz gezielt die Patientin über das Problem des HWI´s beraten. Die Kontextinformationen haben wesentlich dazu beigetragen, das Rätsel zu lösen.

Bei der alltäglichen Kommunikation ist es meist ganz klar in welchem thematischen Kontext die Begriffe verwendet werden. Auch Homonyme (ein Wort, das für verschiedene Begriffe steht z.B. die/der PatientIn hat einen Bruch) lassen sich relativ einfach in der alltäglichen direkten Kommunikation entschlüsseln.

 

Kontextbezogener Informationsaustausch

Findet jedoch ein rein digitaler Informationsaustausch statt, muss auch hier sichergestellt sein, dass die übermittelten Informationen kontextbezogen ausgetauscht werden, sodass diese effizient und sinnvoll weiterverarbeitet werden können. Um dafür zu sorgen, muss die sogenannte semantische Interoperabilität gewährleistet sein.
Die semantische Interoperabilität stellt sicher, dass die Bedeutung der ausgetauschten Informationen von Anwendungssystemen problemlos und korrekt verstanden wird und diese Informationen sinnvoll verwertet werden können. Um das zu ermöglichen, müssen gemeinsam vereinbarte semantische Standards eingehalten werden, beispielsweise durch die Verwendung gemeinsamer Klassifikationen und medizinischer Nomenklaturen. Dazu gehören unter anderem LOINC-Codes für den Austausch von Laborparametern oder ATC-Klassifikationen für pharmakologische Wirkstoffe, welche beispielsweise bei der e-Medikation entscheidend sind. Die semantische Interoperabilität für pflegerische Informationen werden durch standardisierte Pflegeterminologien unterstützt und medizinische Informationen durch Klassifikationen wie beispielsweise ICD-10.

 

SNOMED-CT

Aufgrund der vielen verschiedenen Klassifikationen gibt es international aber auch national Bemühungen SNOMED-CT als gemeinsame Referenzterminologie einzusetzen.
SNOMED-CT (Systematized Nomenclature of Medicine) ist weltweit die umfassendste Terminologie medizinischer Begriffe, die ein breites Spektrum von medizinischen Fachgebieten, Fachrichtungen und Anforderungen abdeckt. Dank ihrem großen Anwendungsbereich liegt einer der Vorteile von SNOMED CT darin, dass Kommunikationsprobleme, welche durch unterschiedliche Terminologien der einzelnen Fachabteilungen entstehen, reduziert werden.
Ein wesentliches Ziel von SNOMED-CT ist die Unterstützung von präziser medizinischer Dokumentation sowie Kommunikation und dadurch die Sicherung der semantischen Interoperabilität von EHRs.

Österreich ist seit 2018 Mitglied von SNOMED International und kann somit national für den präzisen Austausch relevanter Informationen zwischen den Gesundheitsanbietern verwendet werden. Die Einführung von SNOMED-CT in Österreich ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die Errichtung einer nationalen Gesundheitsakte wie ELGA und der Grundstein, um semantische Interoperabilität zu erreichen. Es ist daher naheliegend, dass die ELGA GmbH die Aufgaben rund um SNOMED in Österreich übernommen hat.

 

zum Nachlesen:

ehealthswiss (2013) Semantik und Metadaten Empfehlungen 1: Kapitel 2: Semantische Interoperabilität und Kapitel 3.1 Semantische Tiefe und Breite
https://confluence.ihtsdotools.org/display/DOCSTARTDE/1.+Einleitung
https://www.elga.gv.at/technischer-hintergrund/snomed-ct/
https://confluence.ihtsdotools.org/display/DOCSTARTDE/1.+Einleitung

You may also like

Kommentar verfassen