Pflegeinformatik – ein wichtiges, aber noch wenig bestelltes Feld

von Werner Hackl
Pflegeinformatik - ein wichtiges aber noch wenig bestelles Feld - Hackl

Pflegeinformatik – ein wichtiges, aber hierzulande noch (zu) wenig bestelltes Feld

Zuallererst möchte ich Viktoria Redl und ihrem Team zur Initiierung dieses Blogs beglückwünschen. Liebe Viktoria, ich danke Dir für Deine Initiative und wünsche Euch allen einen guten Start und viel Erfolg mit dem Pflegeinformatik-Blog auf pflegeinformatik.at!

Dieser Blog ist eine gute Sache. Er soll über wichtige Themen im Bereich der Pflegeinformatik informieren und Anlass sowie Möglichkeit zum fachlichen Austausch über diese Themen bieten. Pflegeinformatik ist nämlich wichtig. Sie kann helfen, die Pflege effizienter, effektiver und sicherer zu machen.

Eine optimale Pflege ist wichtig für uns alle. Wir alle werden immer älter und zunehmend pflegebedürftig. Wer sich jetzt – wie ich auch – selbst noch gar nicht so alt fühlt, dem sei gesagt, dass wir „Jungen“ ja die „Alten“ von morgen sind. Eine bestmögliche Pflege ist also in unser aller Interesse.

Doch wie kann Pflegeinformatik helfen, die Pflege „besser“ zu machen, werden sich manche fragen. Was ist überhaupt Pflegeinformatik, fragen sich vielleicht andere.

Die Pflegeinformatik ist mehr als nur Computerunterstützung in der Pflege, IT oder Digitalisierung. Eine der für mich treffendsten Definitionen der Informatik im Gesundheitswesen hat Enrico Coiera im Vorwort zu seinem 1995 erschienenen Buch „A Guide to health informatics“ (CRC Press, 3. Auflage 2015) verfasst. Die Pflegeinformatik ist demnach die Logik der Pflege. Er schreibt:

„Wenn Physiologie wörtlich „die Logik des Lebens“ bedeutet und Pathologie „die Logik der Krankheit“, dann ist Gesundheitsinformatik (Pflegeinformatik) die Logik des Gesundheitswesens (Logik der Pflege).

Es ist die Forschung darüber, wie klinisches Wissen geschaffen, gestaltet, geteilt und angewendet wird. Es ist die rationale Beschäftigung damit, wie wir über das Gesundheitswesen denken und wie Behandlungen definiert, ausgewählt und weiterentwickelt werden. Letztendlich ist es die Auseinandersetzung damit, wie wir uns selbst organisieren, sowohl Patient*innen als auch Fachleute, um Gesundheitsorganisationen zu gründen und zu leiten.

Mit solch einer zentralen Rolle ist das Studium der Informatik für die Praxis der Medizin (und Pflege) sowie die Bereitstellung der Gesundheitsversorgung in diesem Jahrhundert ebenso grundlegend wie Anatomie oder Pathologie im letzten.

In der Gesundheitsinformatik (Pflegeinformatik) geht es also genauso um Computer wie in der Kardiologie um Stethoskope. Die Instrumente der Informatik sind weniger Arzneimittel, Röntgengeräte oder chirurgische Instrumente als vielmehr klinische Leitlinien, Entscheidungshilfesysteme, formelle Gesundheitssprachen, elektronische Aufzeichnungen oder Kommunikationssysteme wie soziale Medien.

Diese Tools sind jedoch nur Mittel zum Zweck, um die bestmögliche Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“ (orig. englisch, Übersetzung/Umlegung auf Pflegeinformatik W. Hackl)

Es geht also um weit mehr als nur Computer und Technik und es können sich weit mehr Berufsgruppen beim Thema Pflegeinformatik einbringen als „nur“ Informatiker*innen oder Techniker*innen. In der internationalen wissenschaftlichen Community tut sich seit Jahrzehnten vieles auf diesem weiten Feld. Vor fünf Jahren wurde auch in Österreich von einigen Interessierten die Österreichische Gesellschaft für Pflegeinformatik (OeGPI) gegründet, um Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zu vernetzen. Bis jetzt war es aber verhältnismäßig ruhig dort.

Mittlerweile kommt aber immer mehr Leben in die Pflegeinformatik in Österreich. Es entsteht ein neues Berufsbild. In Gesundheitseinrichtungen werden Pflegeinformatik Stabsstellen geschaffen, neue Aus- und Weiterbildungsangebote sprießen und es entstehen zusätzliche Möglichkeiten der Vernetzung wie zum Beispiel dieser Blog oder die Facebook Gruppe Gesundheitsinformatik Österreich.

Nutzen wir also diese neuen Möglichkeiten und bringen wir gemeinsam das Thema Pflegeinformatik in Österreich weiter. Ich freue mich darauf!

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